„Ich brauche nichts, das aber sehr“. Verzicht und Askese in religiösen Gemeinschaften

Speaker

Julia Burkhardt (Ludwig Maximilian University Munich)

Start

11.07.2023

Time

18:15 Central European Summer Time

Location

Campus Westend and Zoom Meeting

Ich brauche nichts, das aber sehr: Minimalismus und Verzicht gelten vielen Menschen heute als vorbildlich. Lebt es sich aber mit weniger wirklich besser – beispielsweise mit weniger Konsum, weniger Mobilität oder weniger sozialen Beziehungen? Solche Fragen prägen gerade in Zeiten von Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ressourcenknappheit den öffentlichen Diskurs. Freilich sind Bemühungen um Einschränkung oder gar Verzicht nicht neu: Auch im Mittelalter verzichteten Menschen bewusst auf Mobilität, Sexualität oder Besitz, weil sie sich davon ein besseres Leben in Gegenwart und Zukunft versprachen.

 

Zur Anwendung von Verzichtspraktiken musste das Verhältnis Einzelner zu einer Gemeinschaft kontinuierlich überprüft und im Spektrum von Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit, Selbsteinschränkung und Verbot, Normierung und Kontrolle neu ausgelotet werden. Damit einhergehende Debatten über die Funktion und soziale Indienstnahme von Verzichtspraktiken sowie ihre Konflikthaftigkeit lassen sich besonders gut für religiöse Erneuerungsbewegungen des 15. Jahrhunderts nachvollziehen. Am Beispiel der benediktinischen Reformkongregation von Bursfelde diskutiert der Vortrag, wie religiöse Gemeinschaften Verzicht im Spannungsfeld von individueller Selbstkontrolle und gemeinschaftlicher Regulierung projektierten und reflektierten.

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